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Schlankheitsmittel gegen schwere Sucht?

Edgar Mestre

Ozempic, Mounjaro und ähnliche Medikamente zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und zur Gewichtsabnahme haben einen regelrechten Boom erlebt. Die Nachfrage ist so hoch, dass es Lieferengpässe gibt.

Nun könnten einer neuen Studie zufolge auch Menschen mit schweren Suchtproblemen von diesen Medikamenten profitieren.

 

Forscher fanden heraus, dass Alkoholabhängige, die aus anderen Gründen  Ozempic oder ähnliche Medikamente nahmen, eine um 50 % niedrigere Rate an Alkoholexzessen aufwiesen als Menschen, die die Medikamente nicht einnahmen.

Und bei Menschen mit Opioid-Konsumproblemen, die die Medikamente einnahmen, lag die Rate der Opioidüberdosierung um 40 % niedriger. Das trifft sowohl für Schmerzmittel als auch für Opium oder Heroin zu.

 

Die Ergebnisse werden diese Woche (21.10.24) in der Zeitschrift Addiction veröffentlicht.

 

Die Wirkung dieser Medikamente auf die Verringerung des Suchtverhaltens war überraschend, sagt Fares Qeadan, außerordentlicher Professor für Biostatistik an der Loyola University Chicago und Hauptautor der Studie.

 

Die neuen Medikamente gegen Fettleibigkeit wirken, aber es ist ein Problem, wenn sie abgesetzt werden müssen.

„Während wir die Hypothese aufgestellt haben, dass diese Medikamente das Verlangen und das Belohnungsverhalten beeinflussen könnten, deutet die beobachtete Verringerung der schwerwiegenden Folgen für Personen mit Opioid- und Alkoholkonsumstörungen auf eine umfassendere, schützende Wirkung hin als erwartet“, sagte Professor Qeadan.

 

Die Wirkstoffe von Ozempic (Semaglutid) und Mounjaro (Tirzepatid) imitieren körpereigene Hormone, die den Blutzucker regulieren und das Sättigungsgefühl nach dem Essen fördern.

 

Die Verschreibungen für diese und ähnliche Medikamente sind in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, und das hat dazu geführt, dass immer häufiger berichtet wird, dass die Medikamente nicht nur das Verlangen nach Essen, sondern auch nach Alkohol und anderen süchtigen Verhaltensweisen dämpfen können.

 

Für die Studie untersuchten Forscher der Loyola University Chicago die Gesundheitsdaten von mehr als 1,3 Millionen Menschen mit Alkohol- und Substanzkonsumstörungen über einen Zeitraum von acht Jahren, beginnend im Jahr 2014.

 

Die Ergebnisse der Studie sind ein weiterer vielversprechender Beleg dafür, dass wir diese Behandlungsmethoden für Substanzkonsumstörungen einsetzen können“, sagt Christian Hendershot, Leiter der klinischen Forschung am University of Southern California Institute for Addiction Science. Er war nicht an der Studie beteiligt.

 

In den letzten zehn Jahren haben zahlreiche präklinische Studien an Ratten und Mäusen gezeigt, dass diese Medikamente den Alkoholkonsum und andere süchtig machende Verhaltensweisen verringern können, sagt er.

 

„Ein weiterer möglicher Mechanismus ist, dass diese Medikamente die Stärke der empfundenen «Belohnung» oder das erwartete «Wohl- oder Trostgefühl» von sehr schmackhaften Nahrungsmitteln und Suchtmitteln verringern“, erklärt Hendershot.

 

Studienautor Fares Qeadan sagt, dass die neuen Ergebnisse „einen spannenden Weg für künftige Forschungen“ aufzeigen, wie Ozempic und ähnliche Medikamente eines Tages als Teil des Instrumentariums für die Suchtbehandlung eingesetzt werden könnten.

 

Hendershot stimmt zwar zu, dass sich die Medikamente bei der Behandlung von Suchtkrankheiten als nützlich erweisen könnten, hält es aber noch für zu früh, um diese Art von Off-Label-Einsatz zu befürworten. Er weist darauf hin, dass die neuen Ergebnisse auf Beobachtungsdaten beruhen und daher Ursache und Wirkung nicht beweisen können. Seiner Meinung nach brauchen wir zunächst mehr Forschungsergebnisse aus rigoros durchgeführten, randomisierten und kontrollierten klinischen Studien.

 

Leggio sagt, die gute Nachricht sei, dass derzeit mehrere solcher klinischen Studien laufen, darunter eine, die er am NIH (US-amerikanischen National Institute of Health) leitet, und in der untersucht wird, wie sich diese Medikamente auf die Trink- und Drogenkonsum-Gewohnheiten der Menschen auswirken.

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